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Beitrag vom 25.11.2010
Zulya - Tales of Subliming
Tatjana Zilg
Etwas Märchenhaftes hatte die russische Sängerin schon auf ihren vorigen Alben an sich. Nun vertieft sie diese Eigenschaft weiter und wagt sich in gruselschaurig schöne Abgründe vor. Das ...
... Verständnis der kleinen und großen Geschichten wird dieses Mal dadurch erleichtert, dass ein Großteil der Songs in englisch eingesungen wurde.
Bekannt wurde die Sängerin durch Songs in ihrer Muttersprache Tatarisch und Russisch , in denen folkloristische Elemente auf modernen Pop und eleganten Jazz treffen.
So nahm sie auf den Alben "The Waltz Of Emptiness" (2005) und "3 Nights" (2007) ihr Publikum durch einen spielerischen Umgang mit den eigenen Wurzeln für sich ein. Inspirationen zu ihren kunstvollen Kompositionen und den Motiven ihrer Texte fand sie nicht nur in ihrem Geburtsland Tatarstan, sondern auch in ihrer Wahlheimat Australien.
Auf "Tales of Subliming" verlässt sie musikalisch den Boden ihrer beiden Heimatländer und heißt einen stärkeren globalen Ansatz in ihrer Musik willkommen. Eine große Rolle spielen weiterhin die Bläserinstrumente, die nun klingen, als seien sie aus einer New Yorker Jazzbar dahergeweht oder gemeinsam mit StraßenmusikerInnen im Londoner Underground gejammt worden.
Die Beschäftigung mit dem Ursprung bleibt dennoch wichtig, wendet sich aber mehr nach innen: Die Songs erzählen Geschichten, die auf Märchen basieren, denen sie in ihrer Kindheit gelauscht hat.
Zulya hat diese durch ihre Texte zu Fabeln für Erwachsene umgeschrieben, die einen bitterzarten, schwarzhumorigen und scharfsinnig geistreichen Blick auf das menschliche Sein werfen. So finden sich auf dem Album Titel wie "A Tale of Love and Death", "The Water Woman and the Orphan Girl", "Ocean Lullaby" und "The Ropemaker´s Daughter" und laden an einer Stelle zum amüsierten Lächeln ein, fordern an anderer zum komplizinnenhaften Augenzwinkern zu den Charakteren der Songs auf und lassen dann wieder über deren Handeln erschaudern
Zulya selbst sieht das Thema der Wandlung als wesentlich für viele der Geschichten, welches sich auch im Albumtitel widerspiegelt: "´Subliming´ - das Erhabene – hat in Märchen zwei Bedeutungen: Einmal die sofortige Verwandlung von einem festen in einen gasförmigen Zustand, so wie Trockeneis, das unmittelbar als Nebel entweicht. Oder das Werden zur wahren, puren Edelgestalt. Solche Verwandlungen gibt es sehr oft in Märchen. Sie handeln von unseren aufregenden Abenteuern, die wir bestehen müssen, um unsere Einzigartigkeit in symbolischer Form zu erreichen. Man behauptet, dass sich jeder von uns mit seinem eigenen Märchen identifiziert oder mit einer Person aus einer anderen Geschichte. ´Tales of Subliming´ ist eine Sammlung von Auszügen aus diesen Abenteuern, kleine Szenen aus den aufregenden Reisen der Märchen."
AVIVA-Tipp: Düster-fröhlich schmiegen sich die tiefblauen Moritaten von "Tales of Subliming" ins Ohr. Der Dunkelheit verleihen sie eine Magie, die sich von einem Gefühlsspektrum aus leichter Furcht bis hin zu unschuldiger Glückseligkeit nährt, und passen dadurch perfekt zur Herbst- und Winterzeit.
Zulya
Tales of Subliming
Label: Westpark, erschienen August 2010
Weitere Infos finden Sie unter:
www.zulya.com
www.myspace.com/zulyaandband
Weiterlesen auf AVIVA-Berlin:
Zulya And The Children Of The Underground - The Waltz Of Emptiness
Zulya And The Children Of The Underground - 3 Nights